Im Rückblick frage ich mich, ob ich mit dem Schreiben angefangen hätte, hätte ich zu Beginn schon gewusst, wie lang der Weg sein würde. Zumindest hätte ich mich anders organisiert, und auch meine Erwartungshaltung wäre eine andere gewesen. Sechs Jahre hat es gedauert von den ersten ins Laptop getippten Sätzen bis zur derzeit laufenden Crowdfunding-Kampagne. Insofern bin ich zwar kurz vor dem Ziel, aber selbst jetzt ist noch einiges zu tun, und es wird noch mindestens drei weitere Monate dauern, bis ich endlich das gedruckte Buch in den Händen halten kann. Aber das war es und das ist es wert.
NACH DEM SCHREIBEN FING DIE ARBEIT ERST RICHTIG AN
Was ich auf jeden Fall unterschätzt habe, ist der Aufwand, den es bedeutet, aus einem Rohmanuskript einen veröffentlichungswürdigen Text zu machen. Nach gut einem Jahr Schreibarbeit, die sich neben einer Vollzeit-Berufstätigkeit auf im Durchschnitt eine Stunde pro Tag beschränkte, war ich stolz auf ein, wie ich glaubte, fertiges Manuskript. Knapp dreihundert Seiten schienen mir ein respektabler Umfang zu sein, und der mir anfangs noch nicht ganz klare Abschluss der Geschichte hatte sich gut gefügt.
Was ich nicht ahnte: Jetzt fing die Arbeit erst richtig an. Ich merkte beim erneuten Lesen, dass sich mein Stil gewandelt, oder sagen wir: gefestigt hatte. Der Anfang musste überarbeitet werden und auch die nachfolgenden Kapitel brauchten eine Straffung. Satz für Satz bin ich das Manuskript durchgegangen, bin immer wieder zurück- und vorgesprungen, um einen einheitlichen Duktus zu erreichen.
Als das nach mehreren Monaten geschafft war, holte ich die ersten
Probeleser an den Start. Und die hatten noch einiges zu meckern (aber
zum Glück auch einiges zu loben). Nach einer weiteren
Überarbeitungsphase war ich überzeugt: noch ein Lektorat, und fertig ist
die Kiste. Doch es zeigte sich, dass weniger die Rechtschreibfehler als
etliche Logikfehler und Fragen zum Plot das Problem waren. Also wieder
ran an den Text. Ich korrigierte und änderte, was das Zeug hielt. Denn
nun würde das Manuskript einen Verlag finden. Was natürlich
erst recht nicht auf Anhieb klappte.
Damit war zum ersten Mal der
Punkt erreicht, an dem ich keine Lust mehr hatte. Ich ließ den Text
liegen. Im Übrigen: Ich hatte ja auch noch eine andere Arbeit, die sich
auch nicht ganz von allein erledigte. Immerhin erhielt ich nach einiger
Zeit dann doch eine Rückmeldung aus einem großen und renommierten
Publikumsverlag: Der Text sei gut geschrieben, eine wunderbare
Geschichte, aber als Mix aus Coming-of-Age, Roadmovie, Liebes- und
Nachwende-Geschichte schwierig im Programm unterzubringen. Ich war
erfreut über das Lob. Und ich war ratlos: Wie sollte ich das denn
ändern? Würde ich nur einen Teil aus meinem Manuskript entfernen, wäre
am Ende die Geschichte nicht mehr meine Geschichte. Was also tun?
Dass
ich zu diesem Zeitpunkt mit Woobooks in Kontakt kam, war eine
glückliche Fügung. Da ich mir sicher war, meine Zielgruppe(n) zu kennen
und auch erreichen zu können, schien mir das Vorgehen mit einer
Crowdfunding-Kampagne zum Test des Interesses an dem Buch einleuchtend
und passend. Und da bin ich nun: Mitten in der Kampagne, das Ziel vor
Augen. Und das nächste Buch habe ich auch schon angefangen zu schreiben…
Ich wünsche allen, die schreiben, den Mut nicht zu verlieren! Natürlich ist der Weg das Ziel. Aber es ist großartig, im Ziel zu stehen - und das nächste Ziel anzuvisieren.
Thorsten Smidt
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